23. Oktober 2013

Sommerspecial: Tyfors Krutfabrik


Wenn es nicht gerade um Kriege gegen Dänemark, Mecklenburg oder Pommern ging, war Schweden immer neutral. Bis heute ist das Land in Nordeuropa nicht Mitglied der NATO. Trotzdem ist der Zweite Weltkrieg nicht spurlos an Schweden vorbeigegangen. Mitten im Wald steht in der Provinz Dalarna eine der imposantesten Weltkriegshinterlassenschaften, Tyfors Krutfabriken (dt. die Pulverfabrik Tyfors). Heute gibt es auf dem Gelände nicht nur Gebäude, Produktionsanlagen und eine große U-Verlagerung, sondern auch viele stumme Zeugen aus den 1940er Jahren zu entdecken, wie Schichtberichte, Kalender und handschriftliche Versuchsprotokolle.



Nachdem die Nazis im Septemer 1939 der Zweiten Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen angezettelt hatten, schaltete man in Schweden schnell. Denn die zu der Zeit in der Fabrik Bofors produzierten Kampfstoffe hätten bei weitem nicht ausgereicht, das Land gegen Nazideutschland zu verteidigen. Also musste eine weitere große, zentral gelegene Kampfmittelfabrik her. Bereits 1940 nahm die Pulverfabrik die Produktion an zwei, nur wenige Kilometer voneinander entfernten Standorten auf. Mit dem Ende des Kriegs sank die Nachfrage an Kampfmitteln rapide und die Produktion wurde 1945 nach nicht einmal fünf Jahren eingestellt. Seit den 1980er Jahren nutzt der regionale Motorsportclub das oberirdische Hauptgelände. Das ist einerseits gut fürs Gelände, weil deswegen kaum Vandalismus stattfindet und heute noch viele Überbleibsel aus den 1940er Jahren dort zu finden sind. Andererseits muss ein Teil des Geländes jetzt leider als Schrottplatz und Altreifendeponie herhalten.













Der Unterirdische Teil der Anlage wurde der Einfachheit halber am Hang in einen nahe gelegenen Berg gesprengt. So einfach das klingt, zieht es aber ein Problem mit sich: Das sich im Berg sammelnde Wasser tropft unaufhörlich von der "Decke". Das Wetter in solchen Bergbunkern ist also immer regnerisch und diesig. Die Geräuschkulisse wird dadurch noch etwas gruseliger als sie auf Lost Places sowieso schon ist. Vor allem, wenn das Gebäude wie dieses ringförmig aufgebaut ist und man das Echo der eigenen Stimme um mehrere Sekunden verzögert aus einer ganz anderen Richtung hört. Zurück zum Regen unter Tage. Damit die Arbeiter nicht permanent im Ostfriesennerz rumlaufen müssen, hat man im Bunker also zusätzlich noch kleine Baracken errichtet und andere Teile der Anlage mit Welblechdächern versehen. 
Betretenheit verboten!































Allgemeine Verhaltensregel beim Fotografieren in Bergbunkern: Vorher alle Schüssen draußen machen, später ist die Optik auf jeden Fall komplett beschlagen.


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