31. Oktober 2013

Sommerspecial: Rossport Five


Der Kampf geht weiter - gemeinsam sind wir stark

Rossport Five ist keine Boygroup, sondern eine Gruppe von fünf Männern, die eingelocht wurden, weil sie sich gegen eine Gaspipeline auf ihrem Land gewehrt hatten. Und das ist nicht in irgendeiner südamerikanischen Bananenrepublik passiert, sondern in der friedensnobelpreisgekürten Europäischen Union. In Irland. Im 21. Jahrhundert. Die Hintergründe gibt es hier im fünften Teil des Sommerspecial. 

Auf der Suche nach Ruhe und Einsamkeit quartieren wir uns auf dem westlichen Zipfel Irlands in Nord-Mayo an der wunderschönen Bucht Broadhaven Bay in einem kleinen privaten Hostel ein. Wir wollen wandern, die Seele baumeln lassen und ans an der Natur und der Weite des Landes erfreuen. Aber bereits auf dem Weg dorthin wundern wir uns über kilometerlange Hochsicherheitszäune, Stacheldraht, Überwachungskameras und äußerstes fixes und unfreundliches Wachpersonal in Geländewagen, das sofort zur Stelle ist, als wir an einer Ausfahrt dieser "Stacheldrahthölle" anhalten, um herauszufinden, warum sich hier jemand soviel Mühe gibt, irgenwelche Länderein dermassen abzusichern. Ich denke zunächst an militärisches Sperrgebiet oder Ähnliches - weit gefehlt: Es gehts ums große Geld. Und damt stolpern wir zufällig in eine vollkommen bizarre Situation.


Ebbe vor Brodhaven Bay
Direkt an der Brodhaven Bay, wo es nur vereinzelt kleine Ansiedlungen von Menschen gibt, liegt Rossport. Ein paar Häuser, ein kleiner Fischkutterhafen und bei Ebbe kilometerlange Sandbänke, auf denen sich Seehunde in der Sonne wärmen - das volle Klischee vom romantischen Tag am Meer halt. Der Frieden täuscht, leider ist dieses Paradies in Gefahr. Das bemerkt man spätestens, wenn man den Tradi "Rossport" hebt.  Neben dem Versteck stehen neun Holzkreuze in Gedenken an im November 1995 in Nigeria gehängte Anti-Shell-Aktivisten, unter ihnen Ken Saro-Wiwa. Und überall sind in der Umgebung "Shell out!" Parolen angemalt. Was ist hier los?


Holzkreuze am Cache


In der Bucht verlegt der Shell-Konzern eine Hochdruck-Gaspipeline. Und zwar quer durch Naturschutzgebiete und über das Land der Einwohner. Ohne deren Zustimmung. Seitdem herrschen Wiederstand und Protest mit allem Zubehör, das man sich so vorstellen kann, wenn man mal durchs Wendland zur Castordemo gefahren ist.

Die Rossport Five sind die Speerspitze des bürgerlichen Wiederstands. 2005 wurden die Männer per Gerichtsbeschluss enteignet, um mit den Arbeiten für die Pipeline auf ihrem Land zu beginnen. Das haben die fünf nicht hingenommen und den Shell-Arbeitern die Zufahrt zum Land unmöglich gemacht. Kurz darauf saßen die Rossport Five wegen Missachtung des Gerichts für 94 Tage im Knast. Wir haben von den Bewohnern weitere unglaubliche Geschichten über die Machenschaften des Shellkonzerns, korrupte Politiker und Morddrohungen gehört, die wir hier lieber nicht wiedergeben. Das Gesicht der Bestie des internationalen Kapitalismus zeigt sich überall, auch mitten im Paradies.






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