6. Februar 2014

Herrenhäuser Gärten: Fakten bitte!

Grablicht am Unglücksort







Kurz nach Bekanntwerden des tödlichen Unglücks an der Friederikenbrücke, bei dem ein Geocacher zu Tode gekommen ist, diskutierten bundesweit Mitspieler im Geoclub.de über den tragischen Unfall. Das war zu erwarten. Zu erwarten war leider auch, dass diese Diskussion kurz danach in wilde Spekulationen, Rechthaberei, das Bild in der Öffentlichkeit, erhobene Zeigefinger und T5-Caches in Bäumen abrutschen würde. Das eigentliche Unglück, bei dem ein Mensch gestorben ist, und die Gedanken, die der Cacheowner und der Auffinder des leblosen Mannes seit dem mit sich rumtragen, treten genau so schnell in den Hintergrund wie die Fakten.



Als erster stand der Owner im Schussfeld, der den Cache sofort nach Bekanntwerden des Unglücks archiviert hatte. Nur deswegen wurde ihm vorgeworfen, dass er etwas zu verbergen oder zumindest ein schlechtes Gewissen hätte. „Ich möchte keinen Cache liegen haben, bei dem jemand wegen des Caches umgekommen ist. Darum habe ich ihn aus Gründen der Pietät archiviert,“ sagte der Owner gegenüber Cacherschmie.de. Vorwürfe mache er sich nicht, der Fall beschäftige ihn aber sehr: „Ich denke viel darüber nach und spreche mit meinen Freunden darüber.“ Die vielen Anfragen zum Fall von Mitspielern, zu denen er vorher nie Kontakt hatte, ignoriert er. Ebenso den Interviewwunsch der Bild, die sich nur für die Kontaktaufnahme einen GC-Account zugelegt haben soll: "Aber dass die kein Interview von mir bekommen, versteht sich von selbst." Viel Trubel also zurzeit um seine Person, den er gar nicht so richtig versteht: „Der einzig Leidtragende ist doch der Verstorbene.“ 

Und der Finder des Leichnams, der sich plötzlich mit dieser Extremsituation konfrontiert sah: „Einschlafen ist noch schwierig, aber es wird besser.“ Mittlerweile deutet vieles darauf hin, dass der Verunglückte gar nicht auf der Suche nach dem Versteck unter der Brücke war. Der Leichnam lag im Eis der Graft eingebrochen, nahezu vollständig unter Wasser. Am Sonntagmittag wurde er von einem Geocacher aus der Region entdeckt, der den Cache heben wollte. "Mir war klar, dass musste etwas mit Geocaching zu tun haben," sagte der Finder Cacherschmie.de. Später aber kam ihm die Lage des Leichnams komisch vor, denn seiner Ansicht nach passte die gar nicht zu jemandem, der die Dose unter der Brücke heben wollte. Außerdem seien ihm keine GC-typischen Ausrüstungsgegenstände beim Verunglückten aufgefallen. Der in der Presse genannte GPS-Empfänger, den man beim Toten gefunden habe, sei nur ein Zweitakku fürs Smartphone gewesen.

Quelle: Geoclub.de
„Hätte ihn kein Geocacher gefunden, wäre die Polizei gar nicht auf Verbindung zu GC gekommen,“ ist er sich sicher. Ähnlich sieht es ein Angehöriger des Verstorbenen (ebenfalls Geocacher), der auf Facebook Geocaching als Grund für das Unglück ausschließt. Der Finder kann die Aufregung um den Unglücksfall nicht verstehen: „Das ist eine Unsinnsdiskussion. Ohne Schnee und Eis hätte das alles anders ausgesehen.“ Ihm war das Risiko, den Cache zu heben, bei den winterlichen Witterungsbedingungen zu groß. Den Cache „Georgs nasse Füße“ habe er kurz vorher wegen des Schnees und Eises abgebrochen. 
        
Dieser Cache und sein Owner standen übrigens auch schnell am Pranger, denn im Geoclub war man sich sofort sicher, dass alles bei „Georgs nasse Füße“ geschehen sein müsse. Der Cache ist zwar weiterhin aktiv, aber zurzeit für Logeinträge gesperrt, damit nicht wie bereits geschehen noch mehr Mitspieler, die meinen, überall mitreden zu müssen, ihre Unwissenheit allen anderen in Write Notes zur Schau stellen.

Je unwahrscheinlicher Geocaching als Grund für den Todesfall wird, desto unsinniger wird die Diskussion darüber: nicht nur vollkommen unangemessen, sondern schlichtweg grundlos. Das aber ist nebensächlich, geht die Diskussion trotz Bekanntwerden der Zweifel ungebremst weiter und das in pietätlose Richtungen. Aber Hauptsache, jeder hat mal etwas dazu gesagt und irgendwen an den Pranger gestellt. Misinformation is a weapon of mass destruction…