20. September 2013

Sommerspecial: Das Karlskrona-Archipel

Im zweiten Teil des Somerspecial geht es in den Schärengarten vor der südschwedischen Stadt Karlskrona. Auf den kleinen Inseln kann man einige ungewöhnliche Caches finden und Geschichte aus dem Kalten Krieg hautnah erleben.


Bereits seit Gründung im späten 17. Jahrhundert hatte die Stadt Karlskrona in der Provinz Blekinge eine große militärische Bedeutung. Besonders die durch den Schärengarten geschützte Lage war ein Grund, dass hier der Hauptstandort der schwedischen Marine eingerichtet wurde. Auch wenn die letzten Kriege gegen Dänemark, Mecklenburg oder Pommern seit langer Zeit Geschichte sind und in Westeuropa seit Ende des zweiten Weltkriegs kein bewaffneter Konflikt mehr stattfand, ist das Karlskrona-Archipel weiterhin von militärischer Bedeutung.

Teile des Archipels sind heute als Truppenübungsgelände ausgewiesen, das von der Allgemeinheit aber betreten werden darf, zum Beispiel der südliche Teil der wunderschönen Insel Hästholmen. Hier gibt es eine Vielzahl von Bunkeranlagen, von denen einige noch in Betrieb sind. Am Strand befinden sich viele nicht mehr benutzte Bunker, die leider alle verrammelt oder zugeschüttet sind. Es ist schon ein ungewöhnliches Gefühl, wenn man einfach nur am Strand rumsteht, die Aussicht genießt und feststellt, dass der Fels, auf dem man steht, Belüftungsrohre hat und eigentlich ein alter Bunker ist. 

Auf die Insel gelangt man nur mit einer Seilfähre, wenn man kein eigenes Boot hat. Daher sind die drei Caches auf Hästholmen auch eher selten frequentiert. Neben Abhängen am Strand in der brüllenden Sonne steht für den Nachmittag eine Besichtigung der Bunkerküste auf dem Programm. Gut, dass es dort windig ist: keine Mücken und erträgliche Temperaturen.

Hästholmen sunset
Lost Places, aktives militärisches Gelände, Naturschutzgebiet, Kühe, Wanderweg - das gibt es bei uns wohl nicht zusammen an einem Ort. Und dann noch der Ausblick auf die Nachbarinsel Torhamnsskär, die im Kalten Krieg eine kurze, aber erhebliche Rolle gespielt hat. Dass es später noch einen Ausflug zu diesem neuzeitlich-historischen Ort geben wird, ist auch am abendlichen Lagerfeuer am Strand noch nicht klar, als eine SMS von den südschwedischen Cachern Team MEJ eintrifft. Woher haben die jetzt eigentlich die Telefonnummer? Egal, jedenfalls seien sie gerade ganz in der Nähe und würden gerne GCKTK0 loggen, heißt es in der Nachricht. Gerne doch, aber erst nach dem Aufstehen. Am folgenden Morgen geht es zum verabredeten Treffpunkt nahe der Seilfähre, nicht ohne den Cache an der alten Bootswerft noch zu loggen.















Wie es sich für Anwohner des Schärengartens gehört, fahren Eva und Magnus vom Team MEJ mit dem Boot vor. Nachdem sie GCKTK0 in den vergangenen Jahren mehrere Male verpasst hatten und andere Cacher aus ihrer Umgebung schon länger Witze darüber machen, können sie heute endlich loggen. Die anschließende Einladung zur spontanen Cachetour per Boot kann man natürlich nicht ablehnen!


Team MEJ
Es folgt ein kleiner Bootsausflug durch die idyllischen Schären. Auf Torhamnsskär steht einer der wenigen zugänglichen Bunker. Aber er besteht nur aus einem sehr kleinen Raum mit Schießscharte. Viel interessanter ist, dass hier am 27. Oktober 1981 die schwedische U-Boot-Affäre begann, nachdem das sowjetische U 137 widerrechtlich in schwedische Gewässer eingedrungen und vor Torhamnsskär auf Grund gelaufen war. Der Käpitän erklärte die Grenzverletzung und die Havarie mit dem Ausfall aller Navigationsinstrumente. In den folgenen Jahren wurden immer wieder unbekannte, vermeintlich sowjetische U-Boote in schwedischen Gewässen gesichtet. Heute gilt als belegt, dass es sich um U-Boote der NATO handelte, die damit in Schweden die Angst vor den "bösen Russen" schüren sollten. Als nicht ganz ernst gemeinte Konsequenz wurde die Durchfahrt von U-Booten auf dieser Passage später per Verkehrsschild untersagt. Noch weniger ernst gemeint ist der Name des Caches am Unglücksort: "Whiskey On The Rocks" bezieht sich dabei auf die Klasse, der das U-Boot angehörte, die Whiskey-Klasse.

Einfahrt für U-Boote gesperrt
Da ist der Kahn auf Grund gelaufen.
Die Bootstour endet mit "fika". Dieses Verb fasst mit nur zwei Silben den schwedischen Brauch zusammen, kurz innezuhalten, eine Tasse Kaffee zu trinken und eine zimtige Kanelbulle oder anderes süßes Gebäck dazu zu essen. Was für eine effektive Sprache! Dabei stellt sich heraus, dass die hier üblichen zwei Fikapausen während des Arbeitstages ein guter Grund für einen Schweden sind, einen Job in Dänemark zu kündigen oder gar nicht erst anzunehmen. Dänen kennen kein Fika.
Whiskey On The Rocks




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